Martina Dannheimer, seit 2017 ASICS FrontRunner, beschreibt wie sie an ihrem ersten, sicher aber nicht letzten, Grand Prix von Bern teilgenommen hat.
Meine ersten 10 Meilen. Die schönsten der Welt. Beim Grand-Prix Bern.
Ich glaube, es waren gerade einmal vier Minuten – inklusive ein paar Sekunden andehnen. Danach ziehe ich noch ein paar Mal meine Knie nach oben. Das war‘s. Mein Warm-Up gestaltet sich heute eben ein bisschen kürzer als sonst. Mir ist mega heiß, ich habe Durst und Kopfschmerzen – obwohl ich die wohl einzige Frau bin, die nie Kopfschmerzen hat. Doch auch, wenn sich das gerade anders anhört: Ich bin super drauf, habe richtig Bock, jetzt gleich die 10 Meilen beim Grand-Prix Bern zu rennen.
Bei Kilometer 13 bin ich ganz schön am Kämpfen. Ich habe den 1:15-Pacemaker gerade überholt und will nun einfach rennen, was das Zeug hält. Kann ich die (für mich) hohe Geschwindigkeit halten? Ich fühle mich jedenfalls stark – mental und körperlich. Und da, es ist wohl einer meiner emotionalsten Laufmomente: Mitten in der Altstadt höre ich auf einmal den Moderator sagen: „Wir begrüßen Martina Dannheimer, ASICS FrontRunner Switzerland…“.Erst denke ich, ich halluziniere. Ich in einem Land, das nicht mein Heimatland ist. Eine Stadt, die ich noch nie zuvor besuchte. Und in der Laufszene bin ich ja komplett unbekannt. „Wow“, denke ich einfach und kämpfe minutenlang mit den Tränen. Diese Emotionen gepaart mit meiner Atemlosigkeit führen fast zur Hyperventilation – zum Glück nur fast. Ab jetzt weicht mir mein fettes Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Erneut höre ich, wie ein anderer Moderator sagt: „Es gibt Läufer und Läuferinnen, die sogar bei Kilometer 13 und 14 noch lachen.“Als ich über die Nydeggbrücke renne, sehe ich ihn vor mir: den Aargauerstalden. Jetzt heißt es nochmals alle Reserven zusammensammeln. Gepusht vom sensationellen Publikum laufe ich, so schnell es geht. Und es geht noch verdammt gut. Dass ich völlig platt bin, ignoriere ich. Als neben mir am Straßenrand ein kollabierter Läufer betreut wird, versuche ich, stark zu bleiben. So etwas zu sehen, setzt mir zu. Ihm wird geholfen – und es würde ihm hingegen nicht helfen, wenn ich jetzt einen mentalen Einbruch bekomme. Mit diesen Gedanken kämpfe ich mich weiter nach oben. Die Zuschauer sind unfassbar genial.
Geschafft. Jetzt ist es nur noch ein guter Kilometer bis zum Ziel. Da es leicht bergab geht, lasse ich es einfach laufen. Ich kann mein Tempo beschleunigen, einige Läufer einsammeln. Fast fliege ich über den Asphalt. Als ich das Ziel sehe, lege ich erneut einen Zahn zu. „Martina… am Strahlen“, höre ich es aus dem Mikrofon. Jawohl, mit einem riesengroßen Strahlen beende ich mein Rennen. In 1:13:54 h. Überglücklich springe ich mit meinen lieben Teamkolleginnen Miriam und Stefanie für ein Finisher-Foto in die Luft. Danke Bern, für diese 10 Meilen. Die schönsten 10 Meilen der Welt. Davon bin ich überzeugt.
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