Silber in Rio für „MarTimi“

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Als Not-Doppel nach Rio gereist, verlassen Timea Bacsinszky und Martina Hingis Rio als Traum-Paarung. Mit Silber und der vierten Schweizer Tennis-Medaille überhaupt.

 

Wie immer nach solchen Spielen stellte sich im ersten Moment vor allem eine Frage. Diejenige, ob nun die Freude über die Finalqualifikation überwiegt oder doch die Enttäuschung über die verpasste Krönung im Showdown. ASICS Athletin Bacsinszky konnte schon bald nach dem Matchball die erste Schweizer Frauentennis-Medaille richtig einordnen: «Ich hätte nie vom Gewinn einer Medaille geträumt. Diese Woche wird uns für immer verbinden.» Aus Zufallspartnerinnen sind Freundinnen fürs Leben geworden. Auch Martina Hingis liess keine Zweifel aufkommen an diesem Sonntag in Rio de Janeiro: «Wir haben Silber gewonnen, ganz klar, nicht Gold verloren.»

Noch grösser war die Freude, weil ihr zuerst eine Negativmeldung nach der anderen zugetragen wurde. Sie, kurz vor den Spielen als zweifache Medaillenkandidatin gehandelt, drohte noch während des Turniers von Montreal innert 24 Stunden ihres Traumes beraubt zu werden. Zuerst teilte ihr Roger Federer persönlich mit, dass er die Saison vorzeitig beenden müsse. Kurz darauf zog sich, weniger überraschend, auch Belinda Bencic wegen Trainingsrückstands zurück und als dann auch noch Stan Wawrinka verlauten liess, er stehe fürs Mixed nicht zur Verfügung, drohte Hingis der Schwarze Peter.

Die Drähte glühten anschliessend zwischen der Schweiz und Nordamerika und schliesslich fand sich die Alternative: Bacsinszky würde nun mit Hingis zusammenspielen. Ein Duo, das noch nie wettkampfmässig auf der gleichen Seite des Netzes gestanden hatte, sollte also die Kastanien für die arg gebeutelte Tennis-Delegation aus dem Feuer holen. Immerhin waren sie als Nummer 5 gesetzt und hatten sich auch in der gemeinsamen Zeit mit der Fed-Cup-Equipe kennengelernt.

Swiss Tennis brachte schon nach der Startrunde auf Twitter den Spitznamen «MarTimi» ins Spiel das auch den Spielerinnen von allen Wortkombinationen aus ihren Namen am besten gefallen hat.

Nur kurz vor dem ersten Doppel scheiterte Bacsinszky in der Einzel-Startrunde nach einem dreistündigen Match an der Chinesin Zheng. In dieser Stunde kam die gesamte Erfahrung von Hingis zum Tragen: Die weltbeste Doppelspielerin spürte, dass sie ihre Partnerin nicht nur in den Ballwechseln führen musste und munterte Bacsinszky vor der Partie auf und sprach ihr fast nach jedem Punkt mit einem Lächeln zu.

In der 2. Runde hatte Bacsinszky die Enttäuschung endgültig überwunden und steigerte sich massiv. Was möglich ist, wenn die Weltnummer 1 im Doppel und eine zweite geborene Wettkämpferin ihr Potenzial ausschöpfen, bekamen die Gegnerinnen aus Australien, Amerika ,Taiwan und Tschechien zu spüren. Nur die Russinnen Ekaterina Makarova und Elena Vesnina konnten sie noch stoppen und bezwangen «MarTimi»  im Final mit 6-4 6-4.

Nun trennten sich die Wege der beiden neuen Freundinnen schon bald wieder, aber alle hoffen auf ein Wiedersehen. Ob im Fed Cup oder auf der WTA-Tour: Die silbern-goldenen Tage von «MarTimi» in Rio verdienen ein Revival. Im Extremfall sogar so, wie es sich Bacsinszky erträumen würde: «Ich arbeite daran, dass Martina bis Tokio weiterspielt.» Die Tage von Rio haben eines gezeigt: Sag niemals nie.

Textausschnitt von Marco Keller. Ganzer Bericht auf auf sport.ch

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